Arbeit mit Träumen

Der Schlaf bietet sich allen an; er ist ein Orakel, das immer bereit ist,
unser unfehlbarer und stiller Berater zu sein.

(Synesios von Kyrene)

Ein interessanter, wenngleich in der herkömmlichen Praxis leider nur wenig angewandter Zugang zur persönlichen Introperspektive ist die Arbeit mit Träumen. Träume verfügen über einen sehr starken Symbolcharakter und können uns so auf direktem Wege in Kontakt mit unserem Unterbewusstsein bringen. Träume gehen oft mit starken Emotionen einher, während unser logisches Denken und unsere kritische Urteilsfähigkeit in den Hintergrund treten. Interessanterweise aktivieren tatsächliche und geträumte Ereignisse dabei dieselben Bereiche unseres Gehirns, was der Grund dafür ist, dass wir das Traumgeschehen meist als so real wahrnehmen.

Jeder Traum ist einzigartig und spiegelt die individuellen Erfahrungen, Ängste und Hoffnungen eines Menschen wider. Daher gibt es keine universellen Regeln oder Deutungsmuster, die auf alle Träume anwendbar sind. Die Freud’sche Traumanalyse, die lange Zeit als richtungsgebend galt, gilt inzwischen -bis auf die Methode der freien Assoziation- als weitgehend überholt. Die Gestalttherapie nach Fritz Perls erweitert den herkömmlichen Ansatz der psychoanalytischen Traumdeutung durch die inszenierte Darstellung des Traumes sowie den Dialog mit ausgewählten Traumteilen. In diesem Kontext kann der Träumer die auftretenden Personen und Gegenstände als entfremdete Teile von sich selbst und seiner Umwelt untersuchen, erkennen und in seine Persönlichkeit integrieren. Es ist wichtig zu betonen, dass Traumdeutung als eine Art Werkzeug zur Selbstreflexion betrachtet werden sollte, das uns helfen kann, unser eigenes Inneres besser zu verstehen, anstatt vorschnelle Schlüsse zu ziehen oder Vorhersagen über die Zukunft zu treffen. Letztendlich bleibt die Traumdeutung ein faszinierendes und persönliches Abenteuer, das Menschen auf der Suche nach Erkenntnis und Selbstwahrnehmung unternehmen.

Im Coaching nähern wir uns dieser wertvollen Ressource, indem der Klient ermutigt wird, stets Stift und Notizblock oder ein Aufnahmegerät griffbereit neben seinem Bett liegen zu haben und seine Träume und vor allem die dabei erlebten Emotionen zunächst vollkommen frei, ohne sie als unwichtig, unpassend oder unangenehm einzustufen, festzuhalten. Im Gespräch versuchen wir diese dann in die aktuelle Lebenssituation einzuordnen. Hierbei steht nicht, wie oben bereits betont, die Vorhersage zukünftiger Ereignisse im Vordergrund, wie es bei einer „Wahrsagerei“ der Fall wäre. Stattdessen liegt der Fokus auf darauf, Denkanstöße zu tatsächlich vorhandenen Entwicklungen und Entwicklungspotenzialen zu gewinnen, die der Klient selbst als relevant empfindet. Die identifizierten Bereiche können dann gezielt angegangen und bearbeitet werden.

Eine Indikation für die Arbeit mit Träumen kann sein, wenn:

  • Träume Beunruhigung auslösen
  • Sich bestimmte Träume häufig wiederholen
  • Bestimmte Träume oder Trauminhalte besonders bedeutungsvoll erscheinen